Er muss weg

Gestern habe ich meinen Nachbar erschossen. Die Waffe habe ich problemlos über’s Internet bekommen. Und wenn ich ehrlich bin, tut es mir kein bisschen leid.
Den Entschluss dazu fasste ich am letzten Sonntagmorgen als ich über mein Leben nachdachte. Ich fragte mich wo ich in den nächsten 10 oder 20 Jahren stehen würde. In dem Moment hörte ich das Quietschen und nervtötende Geräusch der Schleifmaschine. Ich schaute aus dem Fenster und sah Herrn X mit hocherhobenem Gerät die Rosengitter abschleifen. Und da wusste ich es, wenn ich noch 10 oder 20 gute Jahre haben wollte, dann müsste er weg. Ich reimte mir zusammen, wer mir alles dankbar wäre für solch eine heroische Tat. Da wäre zuerst die Witwe von Herrn X.  Sie könnte nun ein schönes Leben in dem großen Haus führen, sicherlich vermisst sie sein Nörgeln, seinen Griesgram und das Schleifen nur die erste Zeit aber dann…. Auch die Hamburgischen Gerichte und Behörden könnten mir dankbar sein, sie könnten endlich die Aktendeckel zuklappen und die noch offenen Gerichtsverfahren würden eingestellt werden. Ob seine Tochter über sein Ableben Freude empfinden würde bleibt ungewiss. Sie hat sich schon vor 20 Jahren aus dem Staub gemacht, „wegen Vaddern“ so erklärte sie mir damals ihre Auswanderung in die USA.

Doch ganz sicher bleibt die große Erleichterung bei den  unmittelbaren Nachbarn von Herrn X. Wir bräuchten ab sofort nichts mehr zu befürchten. Unsere Zäune blieben in den Fundamenten, die Bäume hätten eine reale Chance aufs Überleben, wir könnten wieder Haustüre halten, und sonntags mal bis 10.00 Uhr ausschlafen.  

Ich habe der Welt einen Dienst erwiesen!