Connys Dynamische

Die dynamische Meditation

Nase putzen, ordentlich putzen, Mund zu und atmen. Einatmen, ausatmen, ein – aus, aber unordentlich. Chaotisch! Luft einsaugen und rauspusten, schnell, abgehackt, arythmisch. Immer durch die Nase, Klappe dicht und dabei bewegen. Die Arme, Beine, das Becken: Wie?

Ordentlich geht's nicht – verdammt nur so bin ich das gewohnt, so habe ich es gelernt – lernen müssen. „Sitz gerade, geh nicht so krumm, spring nicht herum, benimm dich gefälligst!“

Also, chaotisch kann ich nicht. Das ganze altbekannte körperliche Gefüge kommt aus dem Gleichgewicht. Machtvolle Stimmen regen sich im Oberstübchen, unaufgefordert verlangen sie die Wiederherstellung des gewohnten Zustandes. Sind vor Jahrzehnten gepflanzt, inzwischen kraftvoll gewachsen, füllen mich aus und lassen nur ein klägliches Wispern zu: „Versuch es doch wenigstens einmal!“

Nichts funktioniert so wie es soll. Zerrissenheit, Unsicherheit prägen die Stimmung und Bewegung, Verkrampfung ist das Sahnehäubchen oben drauf.

So würde es doch im Alltag auch geschehen, gäbe es da nicht den tollen Trick mit der Anpassung: Tu so, als ob, pass dich an, fall nicht auf und nicht um, keiner wird dich bemerken – ungesehen kommst du ungeschoren davon. Aber ich bin doch nicht zum Seminar „Anpassung üben“ hierher gekommen!

Pause in der Meditation. Aus mit den anstrengenden Atemtorturen – jetzt raus mit den Gefühlen. Wie, was Gefühle? Wo sollen die sein? Die soll ich rauslassen? Wie geht das? Oh Gott, Tränen vielleicht, aber woher nehmen? Rausquetschen? Funktioniert nicht. Wut? Die hat sich festgekrallt im Unterkiefer, rumort ganz tief unten, im Stollen vergraben, zugedeckt, einbetoniert. Unmöglich, ich könnte jetzt nicht einmal mehr „Scheiße“ sagen! Quälender Prozess, wenn man will, es aber nicht geht.

Dann kommt endlich das hu, hu hu, ausatmen und sich ein wenig tänzerisch bewegen. Da spüre ich zum ersten mal: Das kann ich, ist zwar anstrengend, aber ich will, weiß nicht warum. Es zieht mich mit – aber dann muß ich doch aufhören. Was war das? So lustvoll, so erotisch, so spannend. Das darf nicht sein, ich kann doch nicht……… Sehr gefährlich. Da werden Gefühle wach und mit ihnen die Angst. Also Schluß damit.

Letzte Phase: Zu ruhiger, sehr entspannender Musik still vor sich hin tanzen. Das liebe ich. Dann liebe ich mich selber, streichle meine Wangen, flüstere mit meinem kleinen, verschreckten inneren Kind, beruhige es und erzähle ihm, daß ich hier doch nur etwas herum experimentiere und es ganz beruhigt sein kann. Ich werde es immer beschützen. Nun kommen gerade die Tränen, die ich doch vorhin beim „Gefühle rauslaufen“ so dringend benötigt hätte.